Kollegen! Da mein Thema aus einem bedauerlichen Mißverständnis geschlossen wurde, dabei Fragen und Worte sehr geehrter Mitglieder des Forums ohne Antwort blieben, gönne ich mir in Eurem Thema ein paar Worte zu schreiben:
Was macht ihr in Russland mit Granaten? Werden die fachmännisch entsorgt? Ich habe im Net gesehen das sie oft einfach wieder vergraben werden, was ich für absolut unverantwortlich halte!
Ich hoffe das du deinen Freunden helfen kannst und nicht vorher, beim Versuch dabei, in die Luft fliegst!
Granaten und andere gefährliche (sprengstoffenthaltende) Dinge werden in Russland fachmännisch entsorgt nur in dem Falle, wenn sie in der Stadt, in einer Siedlung (zum Beispiel bei Bauarbeiten) zufällig entdeckt und ausgegraben werden. In den Orten, wo wir sondeln, gibt es keine Polizei, keine andere Rettungsdienste, sogar die Verbindung fehlt dort oft. Man muss nur auf eigene Kräfte hoffen. Wenn Dein Suchort mindestens ein Kilometer von der Trasse entfernt, kommt dorthin kein Dienst. Meine Kameraden lachen wirklich, wenn ich erzähle, dass ein deutscher Sondengänger Polizei ruft, wenn er eine Patrone findet. Die Rede ist hier nicht nur vom Abwesen der Verantwortung. Alles ist ganz einfacher: so ein grosses Territorium ist es schwer zu kontrollieren; wir haben in den Wäldern keine Wege, diese Dinge liegen dort manchmal haufenweise, die Polizei kommt dorthin einfach nicht. Wir leben unter ganz anderen Bedingungen, das sind andere Umstände – darin ist die Sache.
Ich muss Dir natürlich zustimmen: ich halte es auch für absolut unverantwortlich, wenn gefährliche Funde wieder vergraben werden. Manchmal werden sie in einen Sumpf oder einen Fluß geworfen. Ich sage Dir: unter unseren Bedingungen ist es das Vernünftigste, sie an der Stelle liegen zu lassen, denn wiedervergrabene Dinge werden dann von folgenden Sondengängern unbedindt wieder aus der Erde, aus dem Sumpf und aus dem Fluß herausgehoben. Diese folgenden Sondengänger werden beim Ausgraben Deiner Granate auch riskieren. Und wenn sie neben einem Baum ruhig liegt – alleine oder mit ihren Kriegskameraden – sieht man sie gleich und braucht man sie nicht zu rühren. Einfach explodiert sie nicht.
Wenn schon wir von einer Verantwortungslosigkeit reden, muss man von den Sondengängern erwähnen, die gefährliche Funde im Walde ins Feuer werfen, aus verschiedenen Gründen: manche wollen ein „Babach“ sehen, hören und dabei Video aufnehmen, die anderen lassen dadurch den Sprengstoff ausgießen, um aus der Granate ein Modell zu machen. Es gibt auch Personen, die gut erhaltene Knallzeuge nach Hause schleppen, um das später in der Garage oder sogar in der Wohnung auseinanderzunehmen. DAS scheint mir unverantwortlich zu sein.
Es wurde mir von Kollegen vorgeworfen, dass in meinem Beitrag der Umgang mit Waffen und Sprengstoff verharmlost wird. Ich rufe Euch keinesfalls dazu auf, unbekannte Dinge, die einem Knallzeug ähneln, aus der Erde zu ziehen. Wie gesagt, sie sind alle sehr gefährlich ungeachtet ihres Alters, und die meisten von ihnen noch gefährlicher, als sie vor 80 Jahren waren: Kameraden schrieben schon hier über die die Wirkung der Säure, Übergang des stabilen Sprengstoffes ins Salz, dessen jeder Kristall bei der Zerstörung explodieren kann, usw. Es gibt ziemlich viele Fälle bei uns, wo die Sucher umkommen, aber fast alle Fälle sind mit dem Versuch verbunden, das Zeug auseinanderzunehmen. Zum Beispiel, die Handgranate F1, die ich in der Hand halte, hat auf dem Foto ein fast neuer Anzünder (der Splint ist anwesend, sogar Buchstaben sind erhalten). Trotz alledem enthält der Anzünder das Quecksilber, das seit diesen 80 Jahren zum Salz werden konnte, und beim Ausschrauben werden die Kristalle des Salzes zerstört und die Kettenreaktion kommt. Wenn schon der Hauptsprengstoff der Granate wegen der Vernässung nicht explodiert, genügt die Kraft des Anzünders dafür, dass man Finger, Hände, Augen und noch was Nützliches verliert.
Einige fallen um, wenn sie Knallzeuge ins Feuer werfen. Das Ding kann einen kleinsten Riß haben, dadurch kommt der Sprengstoff näher zur Oberfläche. Und beim Kontakt mit dem offenen Feuer das Ding explodiert schneller, als der Sucher es schafft, vom Feuer wegzulaufen.
Also, Kameraden, denkt immer vorher, was Ihr tut:
Ihr kennt Euer Suchgerät, bei Granaten zeigt er immer dieselbe Zahl (X-Terra 705 zeigt -4...-2).
Wenn Ihr seht solche Zahlen, grabt vorsichtiger; übrigens wir finden Objekte der Geschichte, und sie verlangen schonende und respektvolle Behandlung.
Grabt das Ding nicht aus, wenn ihr einen kupfernen Ring seht.
Vermeidet jeden Schlag der Länge nach.
Wenn das Ding schon in Euren Händen ist, werft das nicht, - legt vorsichtig auf die Erde.
Gerade die jüngere Generation die unter Umständen hier mit liest ist sich der Gefahr des Sondelns nach Militaria nicht bewusst, und sollte deshalb nicht unbedingt Bilder sehen wo gefundener Sprengstoff in Händen gehalten wird.
Auf russischen Sucher-Foren hat man gewöhnlich das Thema, wo die Nachrichten der Massmedia oder aus anderen Quellen über Umfälle mit Suchern wegen Explosionen gesammelt werden, natürlich mit Fotos oder Videos. Das ist viel wirkender, als Tausende Wörter, die wir hier geschrieben haben. Wirkender für die jüngere Generation, für die ältere Generation, auf alle wirkt die Ansicht des menschlichen Fleisches und Blutes tiefer, als die Erzählungen über Salz und Säure in den Sprengstoffen. Gerade nach dem Angucken von solchen Fotos soll sich der Vertreter von jeder Generation der Gefahr des Sondelns nach Militäria bewusst werden und für sich selbst die Frage beantworten, der vor jedem von Suchern damals stand: Ob ich das alles wirklich brauche.
Ich will, dass Ihr versteht, dass ich ein normaler Sondengänger bin, der nichts ungebührliches macht und niemandem etwas schlimmes wünscht. Und wenn etwas in meiner Tätigkeit, die ich in meinem nun geschlossenem Thema darstellte, Euch als wild erscheint, muss ich wiederholen: wir leben in verschiedenen Umständen, und anders geht es vorläufig kaum.
Sehr geehrte exo_ghost und Nero, an Sie schreibe ich etwas später.